Schüchtern: Ist Schüchternheit eine Krankheit?

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Schüchtern: Ist Schüchternheit eine Krankheit? Nachteile, wenn du schüchtern bist.

Hallo, mein Name ist Peter Frahm. Und hier ist eine neue Frage von einem meiner Zuschauer. Und zwar: „Hallo Herr Frahm, ich habe den Eindruck durch Ihre Videos gewonnen, dass Schüchternheit von Ihnen als eine Art Krankheit gesehen wird. Ist das so? Muss man denn wirklich unbedingt extrovertiert sein oder kann man auch als schüchterner Mensch erfolgreich und glücklich werden?“ Ja, danke für die Frage.

Und nein, Schüchternheit ist natürlich keine Krankheit. Außer, Sie trauen sich jetzt nicht mehr, das Haus zu verlassen, um einkaufen zu gehen. Da gibt es dann schon eine Grenze, wo ich es dann durchaus als Krankheit oder Störung oder so etwas ansehen würde. Aber generell ist Schüchternheit eben nur ein Anteil von uns beziehungsweise eine Eigenschaft von uns, die meiner Auffassung nach in Maßen und an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt auch durchaus ihre Berechtigung hat und sinnvoll ist. Denn der Typ, der immer nur laut ist und immer nur „Hallo, hier bin ich.“, der geht auch irgendwann auf den Senkel und auf die Eier.

Und trotzdem bin ich natürlich kein Fan von Schüchternheit und würde jetzt auch Klienten von mir nicht empfehlen, werden Sie doch bitte mal ein bisschen schüchterner. Weil Schüchternheit je nach Ausprägung eine relativ heftige soziale Limitierung ist, die auch einige Nachteile mit sich bringt. Denn der Grund beziehungsweise der Auslöser für Schüchternheit ist ja oft mangelndes Selbstbewusstsein. Und selbst bei denen, die einfach jetzt nur ein bisschen ruhiger sind und die das einfach bevorzugen und sagen: „Ich will aber nicht so laut sein. Ich will halt einfach ruhig und zurückhaltend sein.“ Ja, auch wenn die das nicht aus der Unsicherheit heraus machen, da wird es trotzdem in unserer Matrix als mangelndes Selbstbewusstsein wahrgenommen, oft zumindest. Ja, das wird dann einfach so gesehen und dann heißt es: „Oh, der ist schüchtern. Der ist zurückhaltend. Das heißt wohl, der ist unsicher.“ Und wie gesagt, Sie haben einfach eine Menge Nachteile, wenn Sie zurückhaltend sind, wenn Sie schüchtern sind, wenn Sie das übertreiben.

Und im Gegensatz dazu haben Sie eine Menge Vorteile, eine Menge sozialer Vorteile größtenteils, wenn Sie halt so ein bisschen dieser Hej-hier-bin-ich-was-kostet-die-Welt-Typ, wenn Sie das so ein bisschen drauf haben. Ja, und ein bisschen frech sind und auch mal eine große Klappe haben können und so weiter. Ja, Sie werden dann einfach anders wahrgenommen, wenn Sie ein bisschen extrovertierter sind und das ist leichter für die Leute, Sie einzuschätzen, auf Sie zuzugehen. Die Energie ist ein bisschen positiver, wenn Sie ein bisschen mehr reden und ein bisschen mehr Blödsinn auch machen. Ein bisschen mehr Humor mit reinbringen, anstatt immer nur halt dieser ganz ruhige, schüchterne oder abgeklärte Typ zu sein, der auch teilweise ja schwer einzuschätzen ist.

Und deshalb wird es ja auch oft für arrogant gehalten, weil man einfach nicht weiß: „Hm, ist der jetzt einfach unsicher, ist der ruhig oder hält der sich hier für was Besseres?“ Und meine Erfahrung ist ganz klar, dass die, die ein bisschen mehr dieses Hallo-hier-bin-ich haben, so lange es nicht auf penetrante, unausstehliche oder irgendwie nervige Art und Weise gemacht wird. Die kriegen im Schnitt die besseren Jobs und mit Frauen läuft es besser beziehungsweise, wenn Sie eine Frau sind, mit Männern läuft es dann besser, mit der Familie läuft es besser, im Freundeskreis haben Sie es leichter. Und neue Leute kennenlernen ist einfacher. In Vereinen, sozial gesehen, ist es wesentlich leichter. Das heißt, hier hat man meiner Erfahrung nach, wirklich nur Vorteile davon, wenn Sie auch extrovertiert sein können und ich sage extra: sein können und nicht müssen. Denn, wie gesagt, immer nur extrovertiert, immer nur im Mittelpunkt rumspringen und Hej-hier-bin-ich, der Typ geht auch irgendwann relativ schnell auf die Eier. Und deshalb empfehle ich, daran zu arbeiten, dass Sie eine gute Mischung hinbekommen zwischen Introvertiertheit und Extrovertiertheit. Denn Schüchternheit muss keine für immer in Stein gemeißelte absolute Identität und Realität sein, man kann sich verändern.

Die meisten sind halt nicht einfach schüchtern, sondern haben irgendwo gelernt, schüchtern zu sein beziehungsweise diesen inneren Anteil zu überbeanspruchen oder auch den extrovertierten Anteil zu vernachlässigen. Dadurch ist man dann schüchtern geworden oder man hat es sich halt von den Eltern, vom Umfeld abgeguckt. Gibt es auch oft, dass Dynamiken einfach weitergegeben werden. Ja, mein Vater war schon so, meine Mutter war schon so.

Aber da gilt es dann eben, zumindest, wenn Sie etwas verändern wollen, diesen extrovertierten Anteil einfach mal ein bisschen zu trainieren. Den mal versuchen, zu stärken und das fängt mit so Kleinigkeiten an, wie, was weiß ich, einfach mal „Hi“ zu fremden Leuten auf der Straße sagen, auch wenn es halt unangenehm ist. Oder wenn Sie an der Supermarktkasse sind oder zur Tankstelle reingehen, dass Sie nur irgendwie ein kleines Gespräch mit Kassierer und so weiter anfangen. Damit Sie einfach mal aus Ihrem Schneckenhaus raus kommen und mal die Erfahrung machen: Okay, das ist kein Problem, ein bisschen offener zu sein. Ich kann mich verändern.

Wenn es einmal geht, geht es immer wieder. Und es passiert auch gar nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil, die meisten Leute reagieren sogar relativ gut und freundlich auf sowas. Und dann kann man nach und nach beobachten, wie es gewohnter für einen wird und angenehmer wird und auch authentischer wird.

 

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this video uploaded by: Peter Frahm Coaching

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